

Mit dem Quartett Weird
Beard entwickelt der Saxofo-
nist Florian Egli eine hohe
Suggestivkraft – so auch an
den Langnau Jazz Nights.
Tom Gsteiger
Dass es das vor neun Jahren ins Leben ge-
rufene Quartett Weird Beard immer noch
gibt, ist einer Frau zu verdanken. In den
ersten Jahren resultierte die Band-Dyna-
mik in erster Linie aus der Streithals-Dia-
lektik zwischen dem Saxofonisten Flo-
rian Egli und dem Elektrobassisten Va-
lentin Dietrich. Doch dann liess sich Diet-
rich von den Widrigkeiten des Jazz-Busi-
ness zunehmend die Laune vermiesen,
um schliesslich ein Studium der Philoso-
phie in Angriff zu nehmen. «Für mich
kam als Ersatz nur Martina Berther in-
frage. Hätte sie nicht mitgemacht, gäbe es
die Band nicht mehr», sagt Egli.
Doch wie ist Egli auf die Powerbas-
sistin aus dem Bündnerland aufmerk-
sam geworden? «Ich habe sie an einer
Jam-Session gehört und dann ein Kon-
zert ihres Trios besucht. Obwohl ich
also zuvor nie mit ihr gespielt habe, war
für mich klar: Es kommt nur sie in-
frage.» Vervollständigt wird die Band
durch den Gitarristen Dave Gisler (Shiz-
zle, No Reduce, Junction Box, Mat-
Down), der famos mit 1001 Sounds zu
jonglieren versteht, und den Schlagzeu-
ger Rico Baumann (Der Wawawa, Le
Rex, Die Pilze), der souverän zwischen
leisem Geknispel und lauten Rock-Aus-
rastern abwechselt.
«So spontanwiemöglich»
Nach dem Debütalbum «Away» von 2012
hat man den Weird Beard wachsen las-
sen und ist dann im Juni 2014 erneut ins
Studio gegangen. Um dorthin zu gelan-
gen, hat man allerdings einen recht wei-
ten Weg zurückgelegt. «Von einem Zür-
cher Indie-Rocker wurde mir das Studio
des Iren Dave Odlum in der Bretagne
empfohlen. Dort haben wir uns fünf
Tage lang verschanzt. Wir haben viel am
Sound herumgetüftelt. Dave Odlum hat
den Klang des Schlagzeugs zum Teil
stark verfremdet. Sonst hat er uns aller-
dings darin bestärkt, die Stücke so spon-
tan wie möglich einzuspielen.»
Für Egli gibt es ganz klar einen
Unterschied zwischen Konzert und
Tonträger: «Auf der CD ist die Musik
viel konzentrierter. Live experimentie-
ren wir viel mehr. Wenn man ein Kon-
zert mit improvisierter Musik besucht,
will man nicht die Reproduktion einer
CD hören.» Bei der Suche nach einem
Label für die neuen Aufnahmen hat es
das Schicksal gut gemeint mit Weird
Beard. Mehrere Faktoren – darunter
die Fürsprache der Pianistin Irène
Schweizer, die sich an einem Straight-
Ahead-Konzert von Eglis Interpretation
von Thelonious Monks «Monk’s Dream»
begeistern liess – führten schliesslich
zu einem Vertragsabschluss mit Intakt
Records, wo man bekanntermassen auf
die kontinuierliche Förderung der
Künstler setzt.
Hochgradig interaktiv
Obwohl Egli die mühsame Organisa-
tionsarbeit für die Band macht und die
Sounds
Langnau Jazz Nights
Die Retterin des seltsamen Bartes
Ihr Sound ist zeitgenössisch und zeitlos zugleich: Weird Beardmit Florian Egli (links).
F
Fünf Fragen an
Daniel Hope
«Wir sind als Band ein
Kollektiv. Darumheissen
wir nicht Florian Egli
Quartett. Alle sollen so
spielen, wie sie wollen.»
Florian Egli