nau.ch – 27. Dezember 2021 08:43 Gemeindenews / Regional Langnau im Emmental verlängert den Leistungsvertrag der Jazz Nights Der Gemeinderat hat den Leistungsvertrag mit dem Verein Langnau Jazz Nights bis Ende 2025 verlängert. Nau Lokal Wie die Gemeinde Langnau im Emmental mitteilt, hat der Gemeinderat an seiner letzten Sitzung beschlossen, den Leistungsvertrag mit dem Verein Langnau Jazz Nights für die Dauer vom 1. Januar 2022 bis 31. Dezember 2025 zu verlängern – dies mit einer Pauschalentschädigung von 30'000 Franken pro Jahr.
16 PR EVI EWS J A Z Z Im dritten Anlauf klappt es nun endlich mit dem 30. Jubiläum der Langnauer Jazz Nights. In der Kupferschmiede ist wieder eine spannende Woche mit einem klug gemischten Programm zu erwarten, in dem sich grosse Namen des zeitgenössischen Jazz mit neuen und überraschenden Formationen abwechseln. Zwei Schwerpunkte kann man ausmachen. Zum einen glänzt das Programm mit ungewohnt hohem Anteil an Frauenpräsenz, andererseits sind zwei der aktuell bedeutendsten Gitarristen in einem Ambiente zu erleben, das Klub-Atmosphäre verspricht: Die Kupferschmiede eben. Zwei grosse Gitarreros im Hauptprogramm John Scofields aktuelles Quartett Yankee Go Home ist zweifellos das stärkste Pferd im Stall des Langnauer Programms. Anfang Mai präsentierte er – im Trio mit Vicente Archer (b) und Bill Stewart (dr) – im Moods ein Programm der Superlative, inspiriert und von einer rhythmischen Vielfalt, die keine Sekunde nach Routine roch. Neben Archer spielen nun im Quartett Jon Cowherd (p) und Josh Dion (dr). Der Bandname bezieht sich laut Scofield darauf, dass er so oft in Europa spielt: ”Die Amerikaner sind überall, wie die amerikanische Musik, aber die Musik ist eine einzige, und auch die amerikanische ist von so vielen anderen Kulturen beeinflusst.” Die Selbstironie ist unüberhörbar und es wird viel Blues und Rock’n’Roll zu erwarten sein. Der zweite Gitarrero ist Kurt Rosenwinkel, auch er ein Musiker, der schon eine ganze Generation junger Gitarristen beeinflusst hat. Das mit brasilianischen Rhythmen veredelte Programm ”Caipi” von 2017 hat er in den letzten Jahren weiterentwickelt und verfeinert, im Quintett mit Pedro Martins (g), Olivia Trummer (p), Doug Weiss (b) und Andi Haberl (dr). Am ersten Abend stellt der Wahl-New-Yorker Bassist aus Israel Avishai Cohen sein neues Trio vor. Seit gut drei Jahrzehnten erstaunt er sein Publikum immer wieder mit neuen Konzepten und originellen Eigenkompositionen, diesmal mit den Songs aus dem neuen Album ”Shifting 20. MAGIC BLUES FESTIVAL, VALLE MAGGIA, 8.7. – 7.8.2022 Mit dem Slogan ”Let’s Party Together – 20 Years Of Magic” feiert das Magic Blues Festival dieses Jahr sein Jubiläum wieder im gewohnten Stil: Der Event kehrt nach den letztjährigen, Pandemie-bestimmten Spielorten auf die heimeligen Dorfplätze im Maggiatal zurück. Sechs Locations, elf Konzertabende, 27 Acts – dies sind die Eckdaten des Smallest Big Blues Festivals in unserem Land. Bei der Programmgestaltung wurde neben der musikalischen Vielseitigkeit auch darauf geachtet, mehrheitlich Künstler zu engagieren, die in den vergangenen 20 Jahren Magic Blues schon einmal Geschichte geschrieben haben. Der Startschuss fällt traditionellerweise wieder auf der Piazza von Brontallo, hoch droben am Eingang des Val Lavizzara mit Amaury Faivre, Swiss Blues Challenge-Sieger von 2017 und IBC-Halbfinalist von 2018. Ihm folgt Big Daddy Wilson, der in Deutschland lebende Sänger aus North Carolina mit der tiefen, warmen Stimme. Für die nächsten zwei Konzertabende wird die Gemeinde Moghegno Gastgeberin sein. ”The Sound of New Orleans – an Evening for Hannes” gedenkt mit den Auftritten von Black Mama feat. Stephanie Océan Ghizzoni und Andy J. Forest dem verstorbenen Mitbegründer und Musical Director des Magic Blues Festivals Hannes Anrig. Die 4th European Blues Night verspricht kontinentalen Top-Blues: Max De Bernardi und Veronica Sbergia aus Italien zählen zu den führenden Exponenten im akustischen Stil und siegten bei der European Blues Challenge 2013, Marija Gasparic hat ihr Heimatland Kroatien an der IBC vertreten, und auch ”unsere” Justina Lee Brown sorgte in Memphis als Publikumsliebling für Furore. In Cevio dann eröffnet Cek Francescetti den Abend für Mike Zito, den man hierzulande kaum vorzustellen braucht. In unzähligen, packenden Auftritten und dank brillanter Alben hat sich Mike in der Schweiz eine grosse Fangemeinde Lynne Arriale Dana Fuchs Theo Croker LANGNAU JAZZ NIGHTS, 26.7. – 30.7.2022 Sands” und zwei von ihm geförderten Talenten, neben Elchin Shirinov (p) vor allem die junge, 21-jährige Roni Kaspi aus Israel, mit den Sticks und an den Becken ein wahres Energiebündel mit einem unwiderstehlichen Drive. Die Yellowjackets sind eine der grossen Attraktionen unter den Fusion-Bands, und dies seit 41 Jahren. Ihre ungebrochene Vitalität und Energie stellt die Band heuer auf zahlreichen Festivals unter Beweis, auch in Langnau. Bob Mintzer (s), Russell Ferrante (keys), Dane Anderson (b) und William Kennedy (dr) werden einen heissen Einstieg ins Wochenende garantieren. Wie diese vier Formationen bringt auch das Projekt ”Louise” des Sextetts von Emile Parisien (s) einen Hauch von Amerika auf die Bühne. Neben seinen langjährigen Weggefährten Manu Codjia (g) und Roberto Negro (p) spielen drei ausdrucksstarke Persönlichkeiten der New Yorker Szene: Theo Croker (tp), Joe Martin (b) und Nasheet Waits (dr). Mit diesen drei Amerikanern will sich Parisien den Wurzeln des Jazz annähern. Das kürzlich mit dieser Besetzung eingespielte Album ”Louise” lebt von einem Gleichgewicht lyrischer und kollektiv starker Momente. Auch Shems Bendali (tp) kommt aus Frankreich. Aufgewachsen auf der französischen Seite des Genfersees ist er zu einer der wichtigsten Figuren in der Westschweizer Jazzszene geworden und öffnet mit seinem Quintett den Blick über den Röstigraben. FOTO: PD/ZVG FOTO: ROBERT REDING FOTO: DRAGAN TASIC Für einen Ausblick ans Rheinknie sorgt der Basler Sascha Frischknecht (dr) mit seiner Band Type–F, einem Quartett, zu dem sich Anatole Muster (acc) gesellt. Frauenpower Den Reigen der Frauenbands eröffnet Ingrid Jensen (tp) mit ihrem Septett LJN faculty. Die Kanadierin lebte lange in Europa, ist heute in den USA verankert und hat in ihrem Background eine wichtige Erfahrung mit Maria Schneiders Big Band. Sie ist auch eine passionierte Pädagogin und leitet den diesjährigen Jazz-Workshop in Langnau. Ein fester Wert unter den ”klassischen” JazzTrios ist das Trio von Lynne Arriale (p), die mit Jasper Somsen (b) und Marcel Serierse (dr) feinfühlige Musik präsentiert. Wenn die religiös inspirierte Musik von John und Alice Coltrane ”klassisch” geworden ist, so hat das auch mit den Interpreten ihrer Musik zu tun. Die New Yorker Altsaxophonistin Lakecia Benjamin bezieht sich mit ihrem Quartett auf diese Roots. Last, but not least ist Lottchen zu erwähnen, das Duo von Eva Buchman (voc) und Sonja Huber (vibes), das am Nachmittag des letzten Tages seine poetischen und emotionalen Songs in der Reformierten Kirche Langnau darbieten wird. Ruedi Ankli Infos: www.jazz-nights.ch erspielen können. Tags darauf wird Max Dega, einer der ”Godfathers” des Ticino Blues, mit Angelo Rossi für Popa Chubby, das Blues-rockende Schwergewicht aus der Bronx, einheizen. Maggia heisst dann die Roots-Spezialisten Mandolin Brothers, die von Janis Joplin inspirierte Sängerin Dana Fuchs, die Garagen-Blueser von SuperDownHome und das britische Pubrock-Urgestein Nine Below Zero willkommen, bevor es dann in Richtung Gordevio weitergeht. Dort steigt neben einem Schweizer Abend mit Freddie & The Cannonballs und der Philipp Fankhauser Band eine Magic Rock Night. Aufgeboten dafür: die Luca Princiotta Band, The Quireboys sowie Philipp ”Bluedög” Gerber, der zusammen mit diversen bekannten RockKumpels die Festigkeit des Maggia-Granits prüfen wird. Den Festivalabschluss in Avegno bestreiten der Tessiner Ur-Blueser Bat Battiston, der Folkmusiker Paolo Tomamichel aus Bosco Gurin, die Delta Groove Band, eine eigens für den Anlass zusammengestellte, aus britischen und Tessiner Bluesern und Rockern bestehende 20. Anniversary Magic Band, Dime Blend, plus die Sängerinnen Lisa Doby und Sari Schorr. Marco Piazzalonga www.magicblues.ch
kultur-tipp.ch – 21. Juli 2022 02:00 Jazz: Das umgekehrte Festival An den Jazz Nights von Langnau im Emmental spielen Stars von Weltrang. Das Festival ist mit Workshops, Masterclass und Jamsessions aber auch ein wichtiger Treffpunkt für junge Musiker. Frank von Niederhäusern Ingrid Jensen ist seit Jahrzehnten im Geschäft. Die kanadische Trompeterin wurde bekannt mit dem Vienna Art Orchestra, sie spielte in der Big Band der New Yorkerin Maria Schneider und lancierte nach einem Studium in Linz früh schon eigene Bands. Aktuell zählt sie zu den besten Jazz-- Trompeterinnen und ist in den Szenen der USA und Europas aktiv. Wenn sie nun nach Langnau im Emmental kommt, gibt sie dort ein spezielles Konzert: Sie tritt im Septett mit jenen Kolleginnen und Kollegen an, die in Langnau Workshops geben. Sie selbst leitet den bedeutenden Jazz-Workshop, für den sich Nachwuchsjazzer aus der ganzen Schweiz anmelden konnten. Ingrid Jensen ist nicht nur bestens vernetzt in der internationalen Szene. Sie kennt auch all ihre aktuellen Spielarten und weiss, wie das Business funktioniert. All diese Erfahrungen gibt die 52-jährige Musikerin nun an den Nachwuchs weiter. «Die Workshops sind die Seele unseres Festivals», pflegt Walter Schmocker zu betonen, der die Langnauer Jazz Nights vor 30 Jahren gegründet hat und bis heute leitet. Am Anfang standen die Workshops sogar im Zentrum des Festivals, die Konzerte waren eine angenehme Nebenerscheinung. Da Schmocker dank seiner vielen Kontakte als Musiker aber zunehmend namhafte Jazzerinnen und Jazzer präsentierte, entwickelte sich der Geheimtipp im Emmental zum beliebten Festival. Seit 1997 finden die Konzerte in der geräumigen Kupferschmiede statt. Exponenten der US-Szene geben sich ein Stelldichein Doch dieser kommerzielle Erfolg der Jazz Nights änderte nichts an Walter Schmockers Grundgedanken, den Nachwuchs zu fördern, auch wenn Jazz heute an verschiedenen Hochschulen im Land studiert werden kann. «Unsere Workshops sollen eine Ergänzung bieten für Studenten und Profimusiker, aber auch ambitionierten Amateuren offenstehen», sagt er. Nebst dem achttägigen Jazzworkshop finden in Langnau etwa ein Junior-Workshop und eine Piano-Masterclass mit acht ausgewählten Teilnehmern statt. Letztere wird diesen Sommer von der bekannten US-Pianistin und Hochschuldozentin Lynne Arriale geleitet. Alle Workshop-Teilnehmer bekommen einen Festivalpass, denn die abendlichen Konzerte sollen nebst der Erholung auch der Weiterbildung und Inspiration dienen. Heuer stehen mit Bassist Avishai Cohen, den Gitarristen John Scofield und Kurt Rosenwinkel, Saxerin Lakecia Benjamin und besagter Lynne Arriale Top-Exponenten der US-Szene auf der Bühne. Aus Paris reist Saxer Emile Parisien mit seinem neuen Sextett Louise an, die junge Euroszene vertritt das belgisch-schweizerische Frauenduo Lottchen. Konzerte als attraktives «Beiwerk» An den Vorabenden treten übrigens die verschiedenen Workshopbands sowie Ensembles der Schweizer Hochschulen mit eigenen Konzerten auf. Wichtig zudem: In Langnau sind die Nächte lang, und Jamsessions gehören zur Tradition. Sie stehen nicht nur den auftretenden Stars offen, sondern auch den Workshop-Teilnehmern und anderen mutigen Angereisten. Denn in Langnau gilt bis heute das umgekehrte Festivalprinzip: Im Zentrum stehen Nachwuchsförderung und Networking. Die Konzerte sind attraktives «Beiwerk». Langnau Jazz Nights Di, 26.7.–Sa, 30.7. Kupferschmiede, Viehmarkt, Ref. Kirche Langnau BE www.jazz-nights.ch
27 Ausgehen Donnerstag, 21. Juli 2022 Kulturredaktion — Eins mit dem Fluss: «River Being» Ist, wer hier lebt, automatisch ein River Being, ein Flusswesen? Klar ist, die Aare prägt das Stadtbild und die Bewohnerinnen und Bewohner. Auch das Performancestück «River Being» befasst sich mit dem grünen Gewässer. Die «Verflechtung zwischen dem Fluss, der Performance und den Zuschauenden offenlegen, wiederherstellen und stärken», dies das etwas kryptische Vorhaben der Tänzerinnen Vera Ilona Stierli, Ingvild Marstein Olsen und Olivia Edginton. Inspiriert von der Topografie, der Bewegung und vom Klang des Flusses performen sie zu Livemusik von Guoste Tamulynaite direkt vor Ort am Ufer der Aare. (sas) Treffpunkt: Dalmaziquai 10, Bern, Freitag, 22. Juli, 16 bis 18 Uhr, weitere Vorstellungen bis 24. Juli. — Musik aus dem Krieg: Latenz-Ensemble Ukrainische zeitgenössische Musik: Sie ist einerseits geprägt vom Nachlass der sowjetischen Musikinstitutionen, andererseits richtet sie ihren Blick nach Westen, geprägt vom Verlangen nach der Dekolonisierung ihrer eigenen Kunst.Aber wie klingt etwas, das während des russischen Angriffskriegs entsteht? Das Latenz-Ensemble hat drei ukrainischen Komponisten den Auftrag gegeben, ihre eigene Antwort auf diese Frage zu formulieren. Zu hören sein wird Musik von Gleichgewicht und Gerechtigkeit, von Gemeinschaft und Gesellschaft, von Mut und Hoffnung. Die Konzerteinnahmen werden zugunsten von Kulturschaffenden im Krisengebiet an den Ukrainian Classical Musicians Support Fund gespendet. (mar) Yehudi Menuhin Forum, Sonntag, 24. Juli, 17 Uhr. — Soul für die Dämmerung Caroline Alves ist in einer brasilianischen Favela aufgewachsen. Mit elf Jahren kam sie nach Biel. Hier fand sie ihre eigene Stimme und den Mut, Musik zu machen. Ein Glück und ein Erfolg, denn 2021 wurde sie mit 23 Jahren an den Swiss Music Awards zum Talent des Jahres ausgezeichnet. Electro-Soul nennt sie selbst ihre Musik, die von Melancholie durchzogen ist, aber auch von viel Rhythmus und Lebendigkeit, die mit Jazz- und ElectropopElementen, mit Bossa Nova und R’n’B spielt. Ein Sound, der in einem dämmerigen Blau zu schimmern scheint. Unter der Oberfläche der manchmal etwas handelsüblichen Popsongs vibriert etwas Betörendes, Sehnsüchtiges. Dazu kommt ihre Stimme, die dieses eindringliche Timbre hat, zart, manchmal fast nuschelnd, geheimnisvoll und doch kraftvoll. (mbu) Berner Generationenhaus, Donnerstag, 21. Juli, 20 Uhr. — Blaue Stunde mit LukaBloom Mit Luka Bloom und Bern ist das so eine Sache: Nach einem Konzert im ISC begehrte der irische Liedermacher eine kleine Stadtbesichtigung zu unternehmen. Danach sei er ob all den Schildern und Netzen, welche die lebensmüden Berner vom Sprung in den Selbsttod abhalten sollen, dermassen deprimiert gewesen, dass er kurz darauf eines seiner schönsten Lieder, «Bridge of Sorrow», verfasst habe. Und als 1999 auf dem Gurten der UptownClub eröffnet wurde, war Luka Bloom der Stargast des Abends und wurde mit folgender launigen Ansage auffällig: «Man sagt, die Welt werde immer wärmer. Mein Traum ist es, so in zwanzig Jahren Irlands erster Beachboy zu sein, um an einem sonnigen Strand mit langem, weissem, zu einem Pferdeschwanz gebundenem Haar billige Souvenirs an Schweizer Touristen zu verkaufen.» So weit ist es offensichtlich nicht gekommen. Luka Bloom singt den Schweizerinnen und Schweizern noch immer erhebende, sentimentale, ernste, sehnsüchtige und tiefschürfendeLieder. (ane) Kulturhof Schloss Köniz, Mittwoch, 27. Juli, 20.30 Uhr — Musikalische Weltreisen: Festival Am Schluss in Thun Bei der zwölftägigen Konzertreihe «Festival Am Schluss» auf dem Thuner Mühleplatz – direkt hinter dem Riesenrad – ist ein breiter Stilmix von Indie-Rock über Hip-Hop bis hin zu Arabic Worldmusic angesagt. Zu den bekannten Namen zählen Mundart-Rapper Baze (31. Juli) oder Thees Uhlmann (25. Juli), früher Sänger der Band Tomte. Eine Neuerung gibt es: An den beiden Festivalwochenenden ist jeweils freitags und samstags spätabends im Club an der Allmendstrasse 14 eine Aftershow programmiert. Am Donnerstag, 21.Juli, richten sich die Scheinwerfer auf das israelische Duo Lola Marsh mit Yaël Shoshana Cohen und Gil Landau (Bild). Ihr betörender, swingenden IndiePop besitzt eine ganz eigene Magie und kann Rauschzustände auslösen. (lex) Bis 31. Juli. Mühleplatz und Café Mokka, Allmendstrasse 14, Thun, jeweils 20 Uhr. — Libelle als Bühne: die Velo Stage Street Music Tour Sie sieht ein bisschen aus wie eine überdimensionale Libelle, nur handelt es sich hier nicht um ein Insekt, sondern um eine einzigartige Auftrittsmöglichkeit. Die Velostage ist eine faltbare, mobile Bühne mit Lautsprecherboxen, auf der sogar eine Band Platz findet. In Bern zum Einsatz kommt diese Bühne an der Velo Stage Street Music Tour, organisiert vom Kulturveranstalter Musicline. An verschiedenen öffentlichen Spielorten werden pro Abend zwei Sets gespielt (jeweils um 18.30 und 20.30 Uhr), von den Flügeln der Libelle schallen unter anderem Indie-Slow-Wave der Berner Band Silver Birch oder Straight-Mafia-Funk von Hi Jo. (xen) Verschiedene Orte Bern, Donnerstag, 21. Juli (Stauffacherplatz), Dienstag, 26. Juli (Falkenplatz), Mittwoch, 27. Juli (Stauffacherplatz), Donnerstag, 28. Juli (Kornhausplatz). Sie tanzen in der Aare Was geht? Die Ausgehtipps der Woche Überdimensionale Libellen, ein Flusswesen und Irlands erster Beachboy: unsere Kulturtipps der Woche. Die Tänzerinnen lassen sich von der Topografie, der Bewegung und vom Klang der Aare inspirieren. Foto: Kristoffer Hylland Skogheim Swingender, betörender Indie-Pop: Das israelische Duo Lola Marsh. Foto: zvg Das Latenz-Ensemble ist das musikalische Sprachrohr von ukrainischen Komponisten. Foto: zvg Umtriebiger Multiinstrumentalist: Patrick Lerjen, sein Trio nennt er Silver Birch. Foto: zvg Caroline Alves’ Stimme ist zart, manchmal fast nuschelnd, geheimnis- und doch kraftvoll. Ob im Jazz je Geschlechterparität erreicht werden wird, steht in den Sternen. Immerhin gibt es Jahr für Jahr immer mehr Instrumentalistinnen, die von sich reden machen (im Vokaljazz hatten die Frauen die Nase schon immer vorn). Das Hauptprogramm der Langnau Jazz Nights umfasst an fünf Abenden zehn Konzerte in der Kupferschmiede. Bei drei spielen Frauen die Hauptrolle (als Bandleaderinnen), bei zwei weiteren Bands spielt je eine Frau mit. Total kommen auf 40 Männer 6 Frauen. Gegenüber früher macht das Festival damit einen grossen Schritt nach vorne. Bei den drei Bandleaderinnen handelt es sich um die Pianistin Lynne Arriale, die Trompeterin Ingrid Jensen und die Altsaxofonistin Lakecia Benjamin. Arriale, die heuer auch den Meisterkurs für Jazzpiano leitet, tritt im von ihr bevorzugten Trio-Format mit Bass und Schlagzeug auf. Jensen leitet die siebenköpfige LJN Faculty Band (inklusive Sängerin Sofia Rei). Sie ist also mit der alles andere als leichten Aufgabe beauftragt, innerhalb sehr kurzer Zeit aus dem Leitungsteam der Workshops ein Ad-hoc-Ensemble zu bilden (tagsüber wird ja in Langnau munter geprobt, und beim Off-Festival auf dem Viehmarktplatz gibt es Kostproben zu hören). Hommage an die Coltranes Lakecia Benjamin vertritt nicht nur die Frauen, sondern auch das afroamerikanische Erbe des Jazz. Die Saxofonistin tut dies mit einer Doppel-Hommage an John und Alice Coltrane: ein spirituelles Paar, das die Entwicklung des Jazz nachhaltig geprägt hat. Während John Coltrane kultisch verehrt wird, begegnet man dem Schaffen von Alice Coltrane, die 1965 zur Band ihres Mannes stiess, nicht durchwegs mit ungeteilter Begeisterung. Das mag auch daran liegen, dass die Pianistin, Harfenstin und Komponistin nach dem Tod John Coltranes im Jahr 1967 nur noch ein halbes Jahrzehnt als kreative Musikerin tätig war (und sich dabei auch in quasi-symphonische Gebiete vorwagte), bevor sie in Kalifornien ihr eigenes Ashram ins Leben rief. Auf dem Album «Pursuance» geht Benjamin auf Schmusekurs mit den Coltranes und wartet mit illustren Gästen auf (u.a. Dee Dee Bridgewater, Ron Carter, die Last Poets, Meshell Ndegecello und Greg Osby). In Langnau ist dagegen die Reduktion aufs Quartett-Format angesagt. In der Rolle von Sidewomen sind die Schlagzeugerin Roni Kaspi und Olivia Trummer (Klavier, Gesang) zu erleben. Erstere tritt mit dem Trio des etwas gar in sich selbst verliebten Bassisten Avishai Cohen auf, der auch singt. Trummer gehört zur Band des ebenfalls singenden Gitarristen Kurt Rosenwinkel, der sein brasilianisch angehauchtes Caipi-Programm vorstellt. Keinen Gesang darf man von John Scofield erwarten: Obwohl er das Motto «Yankee Go Home» gewählt hat, geht der Gitarrist mit einer (von bloss drei!) exklusiv US-amerikanischen Bands an den Start. Ebenfalls fest in amerikanischer Hand befindet sich die Fusion-Combo Yellowjakets. Als überzeugter Transatlantiker gibt sich dagegen der französische Saxofonist Emile Parisien mit seinem Sextett. Die hiesige Szene wird durch das Quintett des Trompeters Shems Bendali und die Band Type_F vertreten. Natürlich kann ein Programm mit zehn Bands nicht repräsentativ für eine Szene sein. Und doch spiegeln die heurigen Langnau Jazz Nights typische Tendenzen der aktuellen Entwicklung des Jazz recht gut wider: Der Jazz wird weiblicher, weisser und weniger amerikanisch. Tom Gsteiger Kupferschmiede Langnau, Dienstag, 26., bis Samstag, 30. Juli Der Jazz wird weiblicher Langnau Jazz Nights – Neben der Musik spielt dieses Jahr an den Langnau Jazz Nights die Diversität eine grosse Rolle. So gibt es im Programm viele Frauen zu entdecken. Saxofonistin Lakecia Benjamin spielt in Langnau. Foto: zvg
nau.ch – 22. Juli 2022 10:07 Gemeindenews / Regional Langnau Jazz Nights feiern runden Geburtstag mit John Scofield Nach zweijähriger Pandemiepause gehen die Langnauer Jazz Nights vom 26. bis 30. Juli 2022 wieder an den Start. Es ist die 30. Ausgabe. SDA Regional Als Headliner treten der amerikanische Gitarrist und Komponist John Scofield und der Jazz-Trompeter und Bandleader Avishai Cohen auf. Kern des Festivals bilden die Konzerte auf der Hauptbühne in der Kupferschmiede. Nebst internationalen Grössen sind auch junge Schweizer Nachwuchstalente zu hören, etwa der Westschweizer Trompeter Shems Bendali, die Band Type_F des Basler Schlagzeugers Sascha Frischknecht oder Lottchen, das Duo der Aarauer Vibrafonistin Sonja Huber. Auf dem Viehmarktplatz im Dorf finden Off-Konzerte statt, wie aus den Programmunterlagen hervorgeht. S Aus Meisterklasse für Jazz-Improvisation entstand Jazz-Workshop Seit den Anfängen vor 30 Jahren sind Workshops ein essentieller Bestandteil der Langnau Jazz Nights. Zu Beginn waren sie mit einer Meisterklasse für JazzImprovisation als Ausbildungswoche für Jazzmusiker konzipiert. Wenig später wurde daraus der Jazz-Workshop, der auch von nicht professionellen Musikerinnen und Musikern besucht werden kann. Auch die Förderung junger Musikschaffender ist den Jazz Nights wichtig. 1997 fanden erstmals Konzerte im Kulturlokal Kupferschmiede statt. Initiator der Jazz Nights war der Kontrabassist Walter Schmocker, der die Veranstaltung bis heute prägt. Die Langnau Jazz Nights erhielten 2007 den Kulturpreis des Kantons Bern.
BERNERZEITUNG.CH AUSGABE BURGDORF + EMMENTAL AZ Bern, Nr. 170 | Preis: CHF 5.20 (inkl. 2,5% MwSt.) Samstag, 23. Juli 2022 Heute mit Stellenmarkt Zentrale Bern 031 330 31 11 Abo-Service 0844 844 466 (Lokaltarif) Redaktionen Burgdorf 034 409 34 34 Bern 031 330 33 33 Redaktion E-Mail redaktion@bernerzeitung.ch Anzeigen 031 330 33 10 Wie Sie uns erreichen Unterhaltung 27/30 Forum 31 Agenda 32 Kinos 33 TV/Radio 34/35 Anzeigen Todesanzeigen 10 Stellenmarkt 24–26 Was Sie wo finden Heute Seite33 / Morgen / Heute Der Himmel erscheint praktisch wolkenlos und es wird sommerlich heiss. Am Morgen regnet und gewittert es noch verbreitet, danach wird es sonniger. 16° 32° 18° 28° Orientierungslaufen Bald werden Fritz Aebi und Urs Josi keinen ruhigen Tag und keine ruhige Nacht mehr verbringen. Die Weltmeisterschaft im Orientierungslaufen für Studierende steht vor der Tür. Für Aebi als OKPräsident und Josi als Transportchef bedeutet das Dauereinsatz. Zusammen mit einem grossen Organisations- und Helferteam wollen sie sicherstellen, dass der Anlass minutiös abläuft. Eine Herausforderung, liegen doch die Unterkünfte und die vier Wettkampfgelände in Magglingen, Biel, Corcelles, Langenthal und Gondiswil. Rund 300 Studierende aus 28 Ländern müssen dafür mit Bussen hin und her transportiert werden. Trotz des Aufwands freuen sich die Verantwortlichen auf das, was ihnen bevorsteht. (jpw) Seite4 OL-Weltmeisterschaft von Biel bis Gondiswil Eine Parallelwelt mitten in Bern Erotikkino Die meisten Berner kennen es, doch nurwenige wissen, was sich drinnen so abspielt: Das Erotikkino Ciné 6 ist in Bern das letzte seinerArt. Seite28 Nun holt sie die JazzSzene ins Emmental Langnau IhrVater rief vor drei Jahrzehnten mitWorkshops auf dem Dorfberg die Jazz Nights ins Leben. Jetzt amtet TochterAngela Schenker als Organisatorin. Seite3 Das Talent aus Habstetten Schwingen Vordem 20-jährigen Adrian Walther müssen sich auch die ganz Grossen inAcht nehmen. Seite19 Die Hitze macht auch die Wespen aggressiv Natur Hohe Temperaturen und heftige Gewitter machen Wespen zu schaffen. Bei grosser Hitze geht die Brut ein, und Gewitter können Nester zerstören. Das sorgt für Stress und macht die Tiere aggressiv. Seite6 Sprühkühlung im Kuhstall Mörigen Kühe reagieren besonders empfindlich auf die Hitze, sie leiden und geben weniger Milch. Landwirt Simon Tschannen hat seinen Freilaufstall deshalb mit einer Sprinkleranlage ausgerüstet. Seite7 Komitee fordert Konsequenzen Washington Donald Trump hätte nach Aussagen von Zeugen vor dem Untersuchungsausschuss zum Sturm auf das US-Capitol die Gewalt jederzeit stoppen können. Seite15 Er muss bei YB Träume platzen lassen Fussball Seit diesem Winter ist Joël Magnin als U-21-Trainer zurück bei YB. Er trainiert die Talente beim letzten Schritt in den Profifussball – eine nicht immer einfache Aufgabe. Seite 19 Joachim Laukenmann undGregor Poletti Eine Studie von Meteo Schweiz und der ETH Zürich zeigt erstmals, wie viel trockener die Schweizer Sommer in den letzten 40 Jahren geworden sind. Während zwischen 1976 und 2003 im Alpenraum kaum Sommertrockenheit auftrat, ereigneten sich in den 2010er-Jahren gleich mehrere Dürren.Auch der aktuelle Sommer reiht sich in die trockensten Sommer der letzten Jahrzehnte ein: «Wir sind jetzt auf dem Niveau der Bodenfeuchte von 2018 und 2015, den trockensten Jahren der Messreihe», erklärt der Klimatologe Simon Scherrer. Die Ursache für die zunehmende Trockenheit ist nicht nur, dass es im Sommerhalbjahr in der Schweiz tendenziell weniger regnet, wie die Studie zeigt. Durch die erhöhten Temperaturen verdunstet auch mehr Wasser. Bereits im Mai hat der Bundesrat die Entwicklung eines Trockenheitswarnsystems beschlossen, das wichtige Player aus der Landwirtschaft und der Trinkwasserversorgung im Voraus warnen soll, wenn sich eine Dürre anbahnt. Es soll 2025 zur Verfügung stehen. Das kommt für Bergbauer und SVP-Nationalrat Erich von Siebenthal zu spät: «Der regenarme Frühling hat dazu geführt, dass die Wassersituation nun eskaliert.» Wie schon in früheren Jahren seien viele Landwirte in den höheren Lagen auf die Armee angewiesen. Mit Helikoptern soll Wasser auf die Alpen gebracht werden, damit insbesondere die Kühe nicht verdursten. Seiten 12/13 Wegen Dürre im Wasserschloss: Das Mittelland trocknet aus Landwirtschaft Die für Pflanzen wichtige Bodenfeuchte nimmt seit Jahrzehnten signifikant ab. Bauern sind auf Hilfe angewiesen. Bergsteigen Der Berner Nicolas Hojac ist daran, einer der besten Kletterer zu werden. Jüngst hat er mit einem Kollegen die Rekordzeit von Ueli Steck bei der Besteigung von Eiger, Mönch und Jungfrau um rund drei Stunden unterboten. (red) Seite23 Foto: PD / Thomas Senf Rekordverdächtig am Berg unterwegs Containersiedlung Auf dem Berner Viererfeld plante der Kanton Bern die grösste Flüchtlingsunterkunft der Schweiz: Bis zu 1000 Personen sollten dort in fünf doppelstöckigen Wohnblocks aus Stahlcontainern untergebracht werden. Doch inzwischen zeigt sich: Dank dem Engagement von privaten Gastfamilien ist der Bedarf nach Plätzen in Kollektivunterkünften weiterhin gering: Zurzeit wohnen in der Containersiedlung nur gerade zwei Familien.Wegen des geringen Bedarfs an freien Betten hat der Kanton die Siedlung inzwischen verkleinert. So sollen von den ursprünglich geplanten fünf Wohnblöcken vorerst nur deren drei fertiggestellt werden. Ob sich das Camp im Herbst doch noch füllen wird, ist derzeit noch völlig unklar. (ama) Seite5 Gähnende Leere im Flüchtlingsdorf Gesundheit Seit Anfang April wurden weltweit gehäuft unklare Hepatitis-Fälle bei Kindern gemeldet. Fachleuten ist es bis heute nicht gelungen, die genaue Ursache zu ermitteln. Inzwischen scheint die Welle beendet. Betroffen waren rund 1000 Kinder. Das sind weniger, als manche befürchtet haben. Unklar bleibt, welche Rolle die Pandemiemassnahmen und das Coronavirus bei der Krankheitswelle spielten. In der Schweiz waren bislang keine solchen Hepatitis-Fälle bekannt. Nun wurden Fachleute bei einer rückwirkenden Erhebung doch noch fündig: Gemäss dieser sind seit Oktober 2021 sieben Verdachtsfälle bei Kindern aufgetreten. (fes) Seite29 Hepatitis-Welle bei Kindern traf auch die Schweiz Verkehr Städte und Agglomerationen ächzen unter dem zunehmenden Strassenverkehr. Das Prüfungs- und Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers (PwC) kommt zum Schluss, dass Strassenzölle das Problem lösen könnten. So sei die Strassenfinanzierung in einzelnen Kantonen und Gemeinden prekär: Roadpricing könnte eine interessante Finanzierungsquelle darstellen. Wie in Stockholm, wo man seit 2007 eine sogenannte Staugebühr kennt, werde auch das Verkehrsaufkommen direkt beeinflusst: Die Stauzeiten hätten sich dort um bis zu 50 Prozent reduziert. Der Bund müsste mehr unternehmen, um einen Verkehrskollaps zu verhindern, sind die Studienautoren überzeugt. Wichtiges Kriterium für eine erfolgreiche Einführung von solchen Strassenzöllen ist gemäss der Studie die Akzeptanz. In Manchester scheiterte die Einführung am fehlenden politischen Engagement. (gr) Seite14 Roadpricing erhält gute Noten Napf Weshalb ist der Napf nicht wie Rigi, Pilatus, Niesen und Stockhorn zu einem Ausflugsziel mit ausgebauter Infrastruktur geworden? Auch heute noch ist der beliebte Aussichtspunkt nur zu Fuss zu erreichen. Dieser Umstand bringt eine Ruhe mit sich, die sich auf die Gäste überträgt. Nur manchmal wird diese Ruhe gestört – etwa durch die Zunahme an E-Bikes. (jpw) Seite2 Sie sind froh, haben sie keine Zahnradbahn
AZ 3000 Bern 1 Samstag, 23. Juli 2022 — 173. Jahrgang, Nr. 170 — Fr. 5.20 (inkl. 2,5% MwSt) Premierminister Deregulieren wollen beide: Liz Truss und Rishi Sunak eifern Thatcher nach. 4 Plagegeister Wespen sind dieses Jahr besonders aggressiv. Der Grund: die Hitze und heftige Gewitter. 20 Parallelwelt Mitten in der Innenstadt befindet sich Berns letztes Sexkino – ein Ort abseits der Realität. 29 Angela Schenker Sie führt die Langnauer Jazz Nights weiter – die ihr Vater einst ins Leben gerufen hat. 36 Börse 22 Wetter/Leserbriefe 25 Wetter 25 TV/Radio 26/27 Agenda 30 Kinoprogramm 32 Todesanzeigen 34 Service Militärhilfe Die Nato-Länder schicken immer schwerere Artillerie in die Ukraine, damit sich das Land gegen die russischen Invasoren verteidigen kann. Besonders schlagkräftig sind die US-amerikanischen Raketenwerfer Himars. Die Nato-Länder lassen für die Militärhilfe viel Geld fliessen. Die EU hat diese Woche weitere 500 Millionen Euro gesprochen. Im Mai verabschiedete der USKongress ein militärisches Hilfspaket im Wert von 40 Milliarden Dollar. Doch das reiche bei weitem nicht aus, sagt der frühere US-General Michael Repass im «Bund»-Interview. Damit die Ukraine im Kampf gegen die russische Armee bestehen könne, brauche es Hunderte von Raketenwerfern, nicht Dutzende. Repass bildete bis kurz vor dem Kriegsausbruch im Auftrag der Nato ukrainische Truppen aus. Ein Kriegsende hält er nur für möglich, wenn die Russen ganz aus der Ukraine verdrängt würden. (jac) Seiten2/3 Wie viele Waffen braucht die Ukraine? Containersiedlung Auf dem Berner Viererfeld plante der Kanton Bern die grösste Flüchtlingsunterkunft der Schweiz: Bis zu 1000 Personen sollten dort in fünf doppelstöckigen Wohnblocks aus Stahlcontainern untergebracht werden. Doch inzwischen zeigt sich: Dank dem Engagement von privaten Gastfamilien ist der Bedarf nach Plätzen in Kollektivunterkünften weiterhin gering: Zurzeit wohnen in der Containersiedlung nur gerade zwei Familien. Wegen des geringen Bedarfs an freien Betten hat der Kanton die Siedlung inzwischen verkleinert. So sollen von den ursprünglich geplanten fünf Wohnblöcken vorerst nur deren drei fertiggestellt werden. (ama) Seite19 Gähnende Leere im Flüchtlingsdorf Gesundheit Seit Anfang April wurden weltweit gehäuft unklare Hepatitis-Fälle bei Kindern gemeldet. Fachleuten ist es bis heute nicht gelungen, die genaue Ursache zu ermitteln. Inzwischen scheint die Welle beendet. Betroffen waren rund 1000 Kinder. Das sind weniger, als manche befürchtet haben. Unklar bleibt, welche Rolle die Pandemiemassnahmen und das Coronavirus bei der Krankheitswelle spielten. In der Schweiz waren bislang keine solchen ungewöhnlichen Hepatitis-Fälle bekannt. Nun wurden Fachleute bei einer rückwirkenden Erhebung doch noch fündig: Gemäss dieser sind seit Oktober 2021 sieben Verdachtsfälle bei Kindern aufgetreten. (fes) Seite35 Hepatitis-Welle traf auch die Schweiz Verkehr Städte und Agglomerationen ächzen unter dem zunehmenden Strassenverkehr. Das Prüfungs- und Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers (PwC) kommt zum Schluss, dass Strassenzölle das Problem lösen könnten. So sei die Strassenfinanzierung in einzelnen Kantonen und Gemeinden prekär: Roadpricing könnte eine interessante Finanzierungsquelle darstellen. Wie in Stockholm, wo man seit 2007 eine sogenannte Staugebühr kennt,werde auch das Verkehrsaufkommen direkt beeinflusst: Die Stauzeiten hätten sich dort um bis zu 50 Prozent reduziert. Der Bund müsste mehr unternehmen, um einen Verkehrskollaps zu verhindern, sind die Studienautoren überzeugt. Wichtiges Kriterium für eine erfolgreiche Einführung von solchen Strassenzöllen ist gemäss der Studie die Akzeptanz. In Manchester scheiterte die Einführung eines Roadpricing am fehlenden politischen Engagement und an einer zu komplizierten Gebührenausgestaltung. (gr) Seite8 Wirtschaftsprüfer geben Roadpricing guteNoten Pfadfinder 30’000 Kinder und Jugendliche bevölkern ab heute das Bundeslager – wie schon 1949 wieder im Goms. Die Pfadfinderbewegung illustriert,was die Schweiz bis heute zusammenhält. Der Bundesrat müsste sich ihreWerte zumVorbild nehmen.(red) Leitartikel Seite 3 Foto: Keystone Vom «génie helvetique» Joachim Laukenmann undGregor Poletti Eine Studie von Meteo Schweiz und der ETH Zürich zeigt erstmals, wie viel trockener die Schweizer Sommer in den letzten 40 Jahren geworden sind. Während zwischen 1976 und 2003 im Alpenraum kaum Sommertrockenheit auftrat, ereigneten sich in den 2010er-Jahren gleich mehrere Dürren. Auch der aktuelle Sommer reiht sich in die trockensten Sommer der letzten Jahrzehnte ein: «Wir sind jetzt auf dem Niveau der Bodenfeuchte von 2018 und 2015, den trockensten Jahren der Messreihe», erklärt der Klimatologe Simon Scherrervon Meteo Schweiz, Hauptautor der Studie. Die Ursache für die zunehmende Trockenheit ist nicht nur, dass es im Sommerhalbjahr in der Schweiz tendenziell weniger regnet, wie die Studie zeigt. Durch die erhöhten Temperaturen verdunstet auch mehrWasser. Das kann fatale Folgen haben: Ernten fallen geringer aus, je nachdem muss sogar bewässert werden.Auch Wälder sind betroffen. Bereits im Mai hat der Bundesrat die Entwicklung eines Trockenheitswarnsystems beschlossen, das wichtige Player aus der Landwirtschaft und der Trinkwasserversorgung schon einige Wochen im Voraus warnen soll, wenn sich eine Dürre anbahnt. «Dann können vorsorglich Massnahmen ergriffen werden», sagt Scherrer. Es soll 2025 zur Verfügung stehen. Das kommt für Bergbauer und SVPNationalrat Erich von Siebenthal zu spät: «Der regenarme Frühling hat dazu geführt, dass die Wassersituation nun eskaliert.» Wie schon in früheren Jahren seien viele Landwirte auf die Armee angewiesen. Mit Helikoptern soll Wasser auf die Alpen gebracht werden, damit insbesondere die Kühe nicht verdursten. Den Klimawandel könne man nicht mehr wegdiskutieren. Seiten6/7 Die Dürre lässt das Mittelland austrocknen Landwirtschaft Die für Pflanzen wichtige Bodenfeuchte nimmt seit Jahrzehnten signifikant ab. Bauern sind auf Hilfe angewiesen. Redaktion Der Bund, Dammweg 9, Postfach, 3001 Bern, Tel. 031 385 11 11, Web: derbund.ch, Mail: redaktion@derbund.ch Verlag Der Bund, Dammweg 9, Postfach, 3001 Bern, Tel. 031 385 11 11 Inserate Goldbach Publishing AG, Dammweg 9, Postfach, 3001 Bern, Tel. 031 330 33 10, Mail: inserate@derbund.ch Abonnemente Tel. 0844 385 144 (Lokaltarif), contact.derbund.ch Meinung & Analyse «Geschieht nicht ein Wunder, ist das Scheitern der USA als Demokratie nicht aufzuhalten.» Donald Trump habe die Demokratie beschädigt, allein verantwortlich für die Spaltung des Landes sei er aber nicht, schreibt Christian Zaschke. Seite5 187 Minuten Untätigkeit Washington Donald Trump hätte nach Aussagen von Zeugen vor dem Untersuchungsausschuss zum Sturm auf das US-Capitol die Gewalt jederzeit stoppen können. Seite5 Heute im «Bund» Ein WC für alle Genderneutral Die Zürcher Stadtregierung verlangt, dass in neuen Schulhäusern Universal-Toiletten bereitstehen. Bern baut solche WCs bereits laufend ein, nicht nur in Schulhäusern. Seite19 Das Schweigen gebrochen Panama Papers Vor sechs Jahren haben die Panama-Papers-Enthüllungen Politik und Wirtschaft erschüttert. Jetzt spricht der Whistleblower. Seite31
36 Finale Samstag, 23. Juli 2022 Kurt Tucholsky «Es gibt vielerlei Lärm, aber es gibt nur eine Stille.» O-Ton «Seelenwäsche» Ihre Form ist anders, als wir es gewohnt sind, und doch erkennen wir sie wieder: Körper, Wörter, Musik. In der Ausstellung «Seelenwäsche» des Psychiatrie-Museums Bern «inside/outside» im Kulturpunkt Progr treffen die Werke von Margrit Roth (1955-2014), Gabor Dios (*1953) und Philippe Saxer (19652013) aufeinander. Neben der Sprengung der Formen und dem starken emotionalen Ausdruck haben ihre Werke noch etwas anderes gemeinsam: Sie entstanden in der psychiatrische Klinik UPD Waldau. Zu sehen sind im Kulturpunkt Zeichnungen von Philippe Saxer und Margrit Roth und Ausschnitte aus einem Wandgemälde von Gabor Dios. (xen) Ausstellung im Kulturpunkt Progr, bis 3. September Sie sprengen dieFormen Tagestipp Murtenschlacht wird digitalisiert Kunst Das 100 Meter lange und 10 Meter hohe Panoramagemälde der Schlacht bei Murten wird an der ETH Lausanne (EPFL) dreidimensional digitalisiert. Das Jahrzehnte lang in einem Militärlager aufbewahrte Bild soll so der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Aus dem Projekt wird eines der grössten jemals produzierten digitalen Bilder entstehen, wie die EPFL am Donnerstag mitteilte. Das 1893 vom deutschen Maler Louis Braun geschaffene Gemälde stellt den Moment dar, in dem die Eidgenossen während der Belagerung Murtens durch das Herzogtums Burgund im Jahr 1476 die Oberhand gewinnen. Es ist noch nie dauerhaft der Öffentlichkeit präsentiert worden. Ziel ist es, den digitalen Zwilling des Gemäldes rechtzeitig zum 550. Jahrestag der Schlacht im Jahr 2026 zu erstellen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. (sda) Ehrenpreis für Daisy Edgar-Jones Locarno Filmfestival Die britische Schauspielerin Daisy Edgar-Jones ist in der Hauptrolle von «Where the Crawdads Sing» (2022) zu sehen.An der 75.Ausgabe des Locarno Filmfestivals wird sie mit dem Ehrenpreis Leopard Club Award ausgezeichnet. Als eine «der hervorragendsten Schauspielerinnen ihrer Generation» lobten sie die Verantwortlichen. Der Preis soll ihr am 5. August auf der Piazza Grande verliehen werden. (sda) Nachrichten Susanne Graf Im Dezember 2015 hätte die Erfolgsstory der Langnauer Jazz Nights ein jähes Ende finden können. Jedenfalls hätte es nicht erstaunt, wenn der jeden Sommer stattfindende Grossanlass eine Zäsur erfahren hätte. Denn Walter Schmocker erlitt eine Hirnblutung. Der Initiant und Motor des Events fiel aus. Seine Gesundheit liess es nicht mehr zu, an all den Fäden zu ziehen, bis alles rund läuft, wenn in der letzten Juliwoche 4000 bis 5000 Personen nach Langnau kommen, um Jazz geniessen zu können. Im Sommer 2016 schlenderten aber wieder fremdländisch sprechende Menschen mit kleineren und grösseren Instrumentenkoffern durchs Dorf.Wieder herrschte unter dem Zeltdach des Viehmarktplatzes fast den ganzen Tag über Betrieb. Wieder erklang ab dem späteren Nachmittag Musik und füllten Jazztöne das Langnauer Dorfzentrum. Nachwuchsbands führten dem herbeiströmenden Publikum vor, was sie tagsüber in den Workshops gelernt hatten. Im Konzertlokal Kupferschmiede traten derweil Jazzgrössen mit Weltrang auf. Stiller Führungswechsel Kurz: Die Langnauer Jazz Nights gingen trotz der Abwesenheit ihres Zugpferds über die Bühne wie immer. Denn Angela Schenker übernahm das Ruder. Sie musste nicht erst lange eingeführt werden. «Seit ich 15 war, habe ich immer schon mitgeholfen», sagt die bald 42-jährige Tochter von Walter Schmocker. Zuerst unterstützte sie ihn in der Geschäftsleitung in einem 10-, ab 2013 in einem 20-Prozent-Pensum, 2015 übernahm sie die Hauptleitung. Sie blieb auch Geschäftsführerin, als es dem heute 69-Jährigen gesundheitlich wieder gut ging. Heute ist Angela Schenker zu 30 Prozent beim Verein angestellt. Daneben arbeitet sie als Geschäftsführerin des Swiss Jazz-Orchestra und hilft im anderen Betrieb mit, den ihr Vater gegründet hat: in der Vinothek an der Langnauer Kirchgasse. Ihr Vater sei «erstaunlich tolerant und offen geworden», sagt sie, wirft ihm ein neckisches Lächeln zu und hält fest: «Er lässt mich machen.» Alles Organisatorische und die ganze Administration laufen über sie. Gegen 30 Ressortleitende und seit diesem Jahr eine Praktikantin stehen Angela Schenker zur Seite. Gemeinsam bereiten sie sich auf die 30. Austragung der Jazz Nights vor. Nächste Woche kann sie endlich stattfinden, nachdem der Event wegen Corona zweimal pausieren musste. Bassist und Festivaldirektor Bei der Programmgestaltung redetWalter Schmocker immer noch ein gewichtiges Wort mit und lässt seine Beziehungen zur Jazzszene spielen. Er ist selber als Kontrabassist in derWelt herumgekommen. Als er Ende der 1980er-Jahre für Tonaufnahmen in Boston (USA) war, habe er dort am Berklee College of Music die Idee aufgeschnappt,Workshops für junge Jazzmusiker und -musikerinnen anzubieten, erzählt er. Zusammen mit seinem Freund Peter Eichenberger, der auf dem Dorfberg ein Kurszentrum führte, starteten sie dergleichen in kleinem Rahmen in Langnau. Ein Quartett, das gerade auf Europatournee war, habe die Kurse geleitet. Fünf Tage lang wurde 1991 musiziert. «Das sprach sich in der Szene herum», sagt Schmocker. Im zweiten Jahr seien die Workshops überfüllt gewesen, rund um den Dorfberg hätten Jazz-Fans aus aller Welt in Zelten campiert. Weil die lokale Bevölkerung auch von der Musik profitieren sollte, wurden die Konzerte auf eine Leinwand im Garten des Kulturzentrums projiziert. «Aber vom Dorf kam niemand», musste Schmocker feststellen. «Die Leute verstanden nicht, was wir machten.» Jazz-Hochburg Langnau Heute wissen die Langnauerinnen und Langnauer mit Jazz durchaus etwas anzufangen. «Sie haben ihn kennen und schätzen gelernt», sagt Angela Schenker. Es ist wohl nicht übertrieben zu sagen, Walter Schmocker habe den Musikstil ins Emmental gebracht. «Viele Jazzmusiker zogen in den letzten 30 Jahren nach Langnau, und viele ehemalige Musikschülerinnen und -schüler von hier haben eine Jazzschule besucht», sagt er. Als die Gemeinde Langnau 2014 erstmals einen Kulturpreis verlieh, gingen die 10’000 Franken nicht überraschend an den Verein, der die Jazz Nights organisiert. Dieser konnte das Geld gebrauchen. «Finanziell ist es immer ein Kampf», sagt Angela Schenker. Zwar werde die nicht gewinnorientierte Gruppe von der Gemeinde und dem Kanton unterstützt und profitiere jeweils von vielen Geld- und Sachspenden, aber es sei schwierig, kein Defizit einzufahren. Das Budget für die nächste Ausgabe beträgt 380’000 Franken. Aber wie schaffen es Angela Schenker und Walter Schmocker immer wieder, Weltstars in der Kupferschmiede auftreten zu lassen? «Die meisten Agenturen wissen, dass wir kein grosses Budget haben, dafür aber gut zu den Künstlerinnen und Künstlern schauen», sagt die Geschäftsführerin. Ihr Vater fügt hinzu: «Wir verwöhnen sie aber auch bis ‹a Bach abe›.» Man tische ihnen gesundes Essen auf, merke sich,wer welche Schokolade oder welchen Whisky besonders möge, erklärt sie. Das veranlasse den einen oder anderen Star, auf seiner Europatournee einen Abstecher nach Langnau einzuplanen. Obwohl Angela Schenker die Jazz Nights also in der familiären Art weiterführt, wie ihr Vater den Event aufgebaut hat, droht er ihr als Präsident des Vereins nun mit Entlassung. Sie riskiere ihren Job, wenn sie dieses Jahr nicht bereit sei, die Ansage an den Konzerten in der Kupferschmiede zu übernehmen. Schmocker sagts im Scherz, sähe es aber schon gern, wenn seine Tochter mehr ins Rampenlicht träte – und wenn sie selber auch als Musikerin aufträte. «Sie hätte so viel Talent zum Singen, das macht mich ‹sternsverruckt›», sagt er.AberAngela Schenkerwinkt ab. «Ich bleibe lieber im Hintergrund.» Gegensätze als Erfolgsrezept Vater und Tochter könnten unterschiedlicher nicht sein. «Er ist der Macher, hat Ideen und das Talent, andere mitzureissen», sagt Angela Schenker über ihren Vater. Sie selber sei überlegt, rechne alles von A bis Z durch und bringe seine Einfälle «auf den Boden». Vielleicht ist es gerade diese Kombination, die aus den Langnauer Jazz Nights seit 30 Jahren ein beliebtes Happening macht und dem Dorf für fünf Tage einen internationalen Touch verleiht. Die Welt des Jazz im Emmental Vom Vater zur Tochter Vor 30 Jahren organisierte Walter Schmocker erste Workshops. Nun lädt seine Tochter Weltstars an die Jazz Nights Langnau ein. «DieLeute verstanden nicht, was wir machten.» Walter Schmocker Initiant der Langnauer Jazz Nights Angela Schenker unterscheidet sich stark von ihrem Vater, Walter Schmocker. Aber die Liebe zum Jazz haben beide im Blut. Foto: Nicole Philipp Die Gemeinde stockt auf Der Gemeinderat von Langnau hat Ende Dezember 2021 beschlossen, den Leistungsvertrag mit dem Verein Langnau Jazz Nights für 2022 bis 2025 nicht nur zu verlängern, sondern die Pauschalentschädigung von bisher 20’000 auf neu 30’000 Franken pro Jahr zu erhöhen. Einerseits als Geschenk zum 30. Geburtstag. Andererseits aber auch als Würdigung für das grosse Engagement, das die Vereinsmitglieder und die Hundertschaft von Helfenden leisten würden, erklärt Gemeinderat Martin Lehmann (SP). Er ist in der Exekutive für die Kultur zuständig und hält fest: «Die Langnau Jazz Nights sind kulturell der wichtigste Event unserer Gemeinde.» Lehmann bezeichnet sie als «Leuchtturmveranstaltung mit Ausstrahlungskraft in die ganze Schweiz – und auch darüber hinaus». Dass sie nicht nur eingefleischte Jazzfans anspricht, erklärt er mit den «niederschwelligen» Konzerten, die jeweils bei Essen und Trinken auf dem Viehmarktplatz genossen werden können. (sgs) Plattform für den Nachwuchs Durch das ganze Programm (abrufbar unter https://jazz-nights. ch) der Langnau Jazz Nights, die von Dienstag bis Samstag stattfinden, zieht sich das Thema Nachwuchsförderung. Wenn auf dem Viehmarktplatz Konzerte stattfinden, sind es vorab junge Talente, die ihr Können zeigen. Aber auch die Gastronomie in der Kupferschmiede liegt in den Händen dreier Jungköche. Und die Plakate lässt der Langnauer Verein schon seit Jahren von angehenden Grafikerinnen und Grafikern gestalten, indem er mit der Zürcher Hochschule der Künste zusammenarbeitet. Das Siegerprojekt aus einem Wettbewerb unter den Studierenden bestimmt jeweils, wie der Event gegen aussen beworben wird. Für die 30. Jazz Nights entschied sich die Jury für eine Arbeit der Zürcherin Meret Mächler. Ihr Werk wurde in einem Wettbewerb, der in der Schweiz, Österreich und Deutschland durchgeführt wird, auch zu den «100 besten Plakaten 2020» gewählt. (sgs)
28 Finale Donnerstag, 28. Juli 2022 E.T.A. Hoffmann «Was bleibt einem sonst noch in diesen trostlosen Zeiten, als ein wenig zu träumen undzu schlampampen.» O-Ton Jazz Nights Der Franzose Emile Parisien gehört zu den vollständigsten und gefragtesten Sopransaxofonisten Europas. Seit Jahren überzeugt er mit einem äusserst vielschichtigen und lustvollen Hochspannungsjazz, exzessiv, rauschhaft, experimentell und von anarchischer Kraft – in immer neuen Formationen. Im Frühling wurde er mit dem Deutschen Jazzpreis ausgezeichnet. Für sein neuestes Projekt «Louise» holte er drei herausragende Musiker aus den USA in die Band: den Trompeter Theo Croker, den Bassisten Joe Martin und Nasheet Waits am Schlagzeug. Am Piano sitzt der faszinierende und ungestüme Italiener Roberto Negro. Mit dabei ist auch Manu Codjia, der langjährige Bandkollege Parisiens und Ausnahme-Jazzgitarrist aus Frankreich. (mbu) Kupferschmiede Langnau, Donnerstag, 28. Juli, 22.15 Uhr Grosser Jazz inLangnau Tagestipp Walter Kläy ist verstorben Radiojournalist und Kunstmaler Der Berner Radiojournalist und KunstmalerWalter Kläy war jahrzehntelang in den Musikprogrammen von DRS2 und SRF2 Kultur präsent, als Gestalter und Moderator, aber auch als Organisator der «Spätkonzerte im Studio Bern». Einer seiner Schwerpunkte war die russische Musik,wofür er 1993 gemeinsam mit Thomas Adank mit dem Preis der Züricher Radiostiftung ausgezeichnet wurde. Für das Publikum des Berner Symphonieorchesters und der Camerata Bern hielt er regelmässig Konzerteinführungen. Nun ist er am 12. Juli im Alter von 81 Jahren in Bern gestorben. (mar) Literaturpreis für Ali Smith Salzburg Sie stelle «plumpen Lügen, gefährlichen Ideologien und alternativen Fakten» die Kunst entgegen. Das sagte die österreichische Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer am Mittwoch über die schottische Autorin Ali Smith. Die Schriftstellerin wurde bei einem Festakt mit dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur ausgezeichnet. (sda) Nachrichten Delia Bachmann Bruno Stefanini sammelte Häuser, die ihn zum Multimillionär machten, dazu Kunst und Kuriositäten in rauen Mengen. Die Sammlung des im Jahr 2018 verstorbenen Winterthurer Immobilienkönigs umfasst gegen 85’000 Objekte, die von der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG) verwaltet werden. Dutzende Mitarbeitende erfassen, reinigen und verpacken sie seit einigen Jahren – für den Umzug in ein Sammlungshaus, das bis 2027 in Winterthur-Neuhegi gebaut werden soll. Bis dahin bleiben die gereinigten und katalogisierten Objekte in ihren teilweise geheimen Depots. Etwa zehn Prozent der Sammlung, darunter an die 3500 Gemälde, lagern in den Kellerräumen unter dem Winterthurer Sulzer-Hochhaus, dem derzeitigen Stammsitz der StefaniniStiftung. In einem voll belegten Skulpturenraum drängen sich eine Geisha, ein knutschendes Paar, ein riesenhafter OrangUtan und ein Kopf mit Armen von Hans Jörg Limbach dicht an dicht: «Von Limbach hat Stefanini fast das komplette Werk gekauft», erzählt Severin Rüegg, der durch die Sammlung führt. Geschichte an Kleiderbügeln Im Appenzeller Raum stehen Bauernschränke in Reih und Glied. Dazu Truhen, Laternen, Koffer, eine Wiege und eine Hausorgel. Rüegg führt vorbei an in Kartons einsortierten Kachelöfen, an zig Kronleuchtern in extra geschreinerten Kisten und an Gestellen voller Hellebarden und Musketen: «Schlossbedarf», kommentiert er. Eher moderne Waffen und Teile davon liegen auf Europaletten in einem Gang. Spezialisten hätten sie mit mobilen Röntgengeräten auf Rückstände untersucht – und nichts gefunden. Im nächsten Raum bleibt Rüegg vor einer Reihe von Rollgarderoben stehen. An den Kleiderstangen hängt Geschichte, zum Beispiel in Form der Uniform eines Gerichtsschreibers der Nürnberger Prozesse oder der einer DDR-Krankenschwester. Zuerst aber zieht er eine kunstvoll bestickte Service-Uniform der japanischen Botschaft in den 1920er-Jahren hervor. Für die Kleider hatte Stefanini, der von einem Museum träumte, einst eine grössere Anzahl an Schaufensterpuppen angeschafft, die inzwischen entsorgt wurden. «Sie waren in einem unbrauchbaren Zustand», so Rüegg. Charlie Chaplins Beinlänge Ein eigenes Museum einzurichten, ist nicht das Ziel der Stiftung, sondern eben ein Sammlungshaus. Dort sollen die Objekte gelagert und für Leihgaben an Museen verfügbar gemacht werden: «Wir sind schnell mit sehr spezifischen Fragen konfrontiert», sagt Rüegg über die ersten Erfahrungen mit Leihgaben. Beim Reitkleid von Kaiserin Sisi zum Beispiel habe sich ein österreichischer Verein nach dem Hüftumfang erkundet. Bei einer Uniform von Charlie Chaplin interessierten offenbar Beinlänge und Bundgrösse. Bis auf die Mannequins hat die SKKG bisher kaum etwas weggeworfen – zuerst musste eine Übersicht her. Laut Rüegg war es dabei sehr hilfreich, dass Dora Bösiger, die letztes Jahr verstorbene Chefsekretärin von Bruno Stefanini, jeweils Kopien aus den Auktionsbüchern an den Objekten befestigt hatte. Inzwischen sei ein Grossteil der Sammlung erfasst: «Wir wissen jetzt, wie viele Hüte wir haben. Aber nicht, ob diese bedeutsam sind», fasst er den aktuellen Stand zusammen. Mit dem Inventar fange die inhaltliche Auseinandersetzung an: «Dann werden wir das Profil nochmals schärfen.» Flohmarkt ist eine Option Das kann laut Rüegg im Extremfall die Trennung von einem Teil der Sammlung bedeuten. «Ob wir die Objekte verkaufen, abgeben oder auch vernichten, müssen wir im Einzelfall anschauen», sagt er. Könnte es dereinst einen grossen Stefanini-Flohmarkt geben? Rüegg schliesst diese Option nicht aus und erzählt von anderen Schweizer Museen, die am Ende des vorgeschriebenen Trennungsprozesses genau das gemacht haben. Ebenfalls vorstellen könne man sich eine Artothek. Dabei könnten sich etwa die Mieter der stiftungseigenen Immobilienfirma Terresta das eine oder andere Gemälde aus der Sammlung in der Stube aufhängen. Was aber könnte der rote Faden dieser Sammlung sein? Wie passt das Spinnrad zum Le-CorbusierStuhl? Was haben die alte Schifflischaukel und das ausgestopfte Wildschwein gemein? «Wenn wir uns auf 500 Objekte und eine Linie beschränken würden, wäre es nicht mehr die Sammlung von Bruno Stefanini», sagt Rüegg. Es gehe nicht darum, einen roten Faden zu finden, sondern darum, die verschiedenen Facetten zuzeigen. Die Schätze unter dem Sulzer-Hochhaus Stefanini-Sammlung in Winterthur Der 2018 verstorbene Immobilienkönig Bruno Stefanini sammelte Kunst und Kuriositäten – und hinterliess 85’000 Objekte. Die Nachlassverwalter stehen vor der Frage: Was behalten? Der Skulpturenraum im Keller des Sulzer-Hochhauses: Die Figuren zeigen den wilden Stilmix der Sammlung. Foto: Enzo Lopardo Die Stefanini-Sammlung umfasst viele Militaria. Foto: Enzo Lopardo Auch Tausende Gemälde werden aufbewahrt. Foto: Marc Dahinden Im Appenzeller Raum stehen bunte Bauernschränke. Foto: Enzo Lopardo Viel zu tun: Gemälderestauratorin Martina Schönberg. Foto: Marc Dahinden
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc3MzQ=