Medienspiegel Langnau Jazz Nights 2017

Die Dynastie Herrmann InLangnauwurde zwischen 1700 und 1850 die schönste und quali- tätsvollste Keramik im Kanton Bern hergestellt. Niklaus Herr- mann (1649–1682/83) war ab 1672 der erste Hafner in der Werkstatt am Sonnweg 15. Jo- hann Herrmann (1870–1916) gab 1910 als letzter Hafner dieser Fa- milie die Werkstatt an der Wie- derbergstrasse 5 auf. Zwischen 1672 und 1910 lassen sich 56 Haf- HANDWERK Niklaus Herr- mannbetrieb ab 1672 eine Hafnerwerkstatt amSonnweg 15. Seine Familie istmit neun Generationendie grössteHaf- nerdynastie der Deutsch- schweiz. Vorderund Rückseite eines Breitrandtellers, dessen Schriftbild demHafner Hans Herrmann zugeordnet wird. SammlungFahrländer-Müller,Thun/AndreasHeege - l . - - , - r Mit Schlagzeug und Trompete Dass die Langnau Jazz Nights nicht nur nachts, sondern ganz- tags stattfinden, erlebte das zahl- reich erschienene Publikum am späten Dienstagnachmittag. Auf dem Viehmarktplatz zeigten Workshopteilnehmer vom Drei- käsehoch bis zum ergrauten Rentner anhand bekannter Jazz- titel, was sie gelernt hatten. Saxo- fonist Ivo Prato, Mitglied des Do- zententeams, verwies auf die Be- liebtheit der Workshops und meinte: «Es ist nicht immer leicht, die Bedürfnisse der Teil- nehmenden unter einen Hut zu bringen. Die Vorkenntnisse sind halt unterschiedlich. Aber die Aufgabe macht Freude.» AlsWalterSchmocker,der«Va- ter» der Jazz Nights, ein paar Stunden später den Anlass in der Kupferschmiede eröffnete, schlugihmeineWellederSympa- thie entgegen. Schmocker dankte den vielen ehrenamtlich tätigen Helfern und Helferinnen: «Nur wegen ihnen gibt es die Langnau Jazz Nights bereits zum 27.Mal.» Geschickt konzipiert Schlagzeuger Mark Guiliana er- öffnete mit seiner Band die Kon- zertreihe. Vielen ist er unbe- kannt, denn er investiert den GrossteilseinerZeitinLehrtätig- keit. In Musikerkreisen wird er aber längst zu den besten Perkus- sionisten der Welt gezählt. Trommelnde Bandleader kön- nen zum Problem werden, wenn sie mit Virtuosität und Lautstär- ke die Arbeit der Kollegen buch- stäblich zu erschlagen drohen. Guiliana verfügt zwar über bei- des, Virtuosität und Lautstärke, aber er hat das Zusammenspiel im Quartett so geschickt konzi- piert, dass von einem Zutrom- meln der Mitspieler keine Rede sein kann. Jason Rigby blies sein Tenorsax mit genialer Zurück- haltung und erreichte mit weni- gen Tönen mehr Wirkung als an- dere mit vielen. Shai Maestro am Piano begleitete – nomen est omen – meisterhaft. Er um- schlich mit der Geschmeidigkeit einer Katze das Spiel der anderen und verlieh ihm dadurch Nach- druck. Bassist Chris Morrissey legtezupfendoderstreichenddas Fundament für eine Musik, die mit ihrer Beschränkung auf das Wesentliche eine einmalige Effi- zienz erzielt. In der Pädagogik nennt man das seit Wagenschein «Mut zur Lücke». Scheinbare Kleinigkeit Wie vielfältig die Erscheinungs- formen des Jazz sind, äusserte sich mit dem Auftritt des Headli- ners des Abends, des Trompeters Ambrose Akinmusire. Die grosse Diskrepanz zwischen den Grup- pen – beides Quartette – zeigte sichineinerscheinbarenKleinig- keit. Bei Guiliana bliebendie Füs- se der Musiker ruhig, bei Akin- musire wippten sie mit. Seine Musik reizt zum Tanzen, ganz so, wie man es sich von den ältesten Jazzstilen gewohnt ist. Bei Giui- liana dachte man an europäische Musikbegriffe wie «cantabile» oder «sostenuto», bei Akinmusi- re geht es um souligen Groove und Black Power. Die Trompete des Leaders und das Piano von Sam Harris, einzi- ger Weisser in der Band, began- nen mit der Eigenkomposition «BackstoryoftheLadyWhoHug- ged Glaciers». Dann folgten Titel vom kürzlich erschienenen Dop- pelalbum «A Rift in Decorum: Live at the Village Vanguard». Anhand von Nummern wie «Re- sponse» im ungewohnten Drei- vierteltakt, «Condor» mit einem umwerfenden Solo des Bassisten Harish Raghavan und «Vartha» vom 2014er Album «The Imagi- ned Savior Is Far Easier to Paint» zeigte die Band, was sie zu einer führenden Formationen der ak- tuellen Szene macht: die spieleri- sche Leichtigkeit, stilistische Grenzen zu überspringen und in der gleichen Nummer traditio- nellen Postbop, Free Jazz und moderne Avantgarde zu ver- einen. Das kurze, unerwartete Ein- steigen von Saxofonist Greg Osby undPianistJohnEscreetinAkin- musires «Trumpet Sketch» sollte wohl auf deren eigene Auftritte aufmerksammachen,schlugaber weniger ein als die übrigen Num- mern. Die Zugabe in Form des Evergreens «Body and Soul» be- schloss einen fulminanten Abend. Ulrich Roth LANGNAU Zwei Quartette, die unterschiedlicher kaum seinkönnten, eröffnetendie JazzNights inder Kupfer- schmiede. DieMusik von Trompeter Ambrose Akinmusire und seinen Kollegen lässt die Füsse wippen und reizt zumTanzen. OlafNörrenberg DAS PROGRAMM Die Langnau Jazz Nights dauern noch bis kommenden Samstag, 29.Juli. Nebst den Konzerten in der Kupferschmiede ist auch auf demViehmarktplatz immer etwas los: Jeweils ab 17 Uhr las- sen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer derWorkhops hö- ren, was sie gelernt haben. Um 19 Uhr übernehmen die Bands des Junior JazzMeetings. Mit diesemAnlass wurde eine Platt- form für jungeMusiker geschaf- fen. Eingeladen werden Bands aus der ganzenWelt, deren Mitglieder das 26.Altersjahr noch nicht überschritten haben. we www.jazz-nights.ch RÖTHENBACH Manfred Stucki 1936 in Thierachern geboren, er- lebte Manfred Stucki-Zaugg mit Schwester und Bruder eine har- te, aber wohlbehütete Kindheit. Kurz nach Schulaustritt trat er eine Stelle als landwirtschaftli- cher Angestellter in Herbligen an. Seine Leidenschaft für Kühe nahm in diesen Jahren ihren An- fang; sie blieb ihm bis zum Schluss. 1966 heiratete er Mar- grit Zaugg. Nach dem frühen Tod des Schwagers übernahmen sie 1967 den Hof in der Rüegsegg. Manfred Stucki brachte viele neue Ideen mit, die er voller Ta- tendrang umsetzte. Im Laufe der Jahre bekam das Ehepaar vier Unser Beileid | Donnerstag, 27. Juli 2017

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