Medienspiegel Langnau Jazz Nights 2017
J A Z Z ‘ N ‘ MO R E J A Z Z 15 P r e v i e w s langnaU JaZZ nights 25.–29.7.2017, KUpferschmieDe langnaU gamUt festiVal ZÜrich, 15. / 16.9.2017, im Bogen f eine landpartie der new Yorker Jazzszene. seit 27 Jahren treffen sich jeweils ende Juli einige der grossen namen der new Yorker szene in langnau: grosse namen der Jazz- geschichte und jüngere musiker, die hierzu- lande noch nicht so oft zu hören waren. ”Wir spielen hier einfach besser als anderswo”, sagt John scofield, der schon längst zu den Habi- tués des Langnauer Jazzfestivals gehört, ”für mich sind die Jazz Nights wie ein, zwei tage Ferien mit- ten in der hektischen Herumhetzerei unserer som- mertourneen. Hier fühlt man sich vom ersten Mo- ment an ein wenig wie zu Hause. Die Veranstal- ter um Walter schmocker nehmen sich Zeit; wir gehen auch schon mal wandern oder fischen und am Abend sitzt man gemeinsam mit dem Publikum im Restaurant neben dem Konzertsaal und plau- dert mit den Zuhörerinnen und Zuhörern.” John scofield kommt dieses Jahr zwar nicht nach Langnau, und auch sonst fehlen einige andere grossse Namen der New Yorker szene, die bisher alle zwei, drei Jahre im Emmental vorbeischauten; dafür tritt neben einigen hochdekorierten ”oldies” wie die Bassisten Buster Williams und stanley clarke eine ganze Reihe von Musikern auf, die in den UsA längst in den renommiertesten Clubs spielen, aber in der schweiz noch eher wenig zu hören waren. Hierzulande längst gut bekannt sind allerdings der trompeter roy hargrove, der in anderen Beset- zungen bereits zwei Mal in Langnau gastierte, diesmal allerdings mit der italienischen, in den UsA lebenden sängerin roberta gambarini, und der saxophonist greg osby, der vor drei Jahren mit dem trompeter ralph alessi in der Kupfer- schmiede zu hören war und dieses Jahr mit einer Reihe von Kollegen auch die hochkarätigen Mas- ter Workshops leitet. Der vielleicht spektakulärste Musiker des diesjäh- rigen Festivals ist der saxophonist Donny mc- caslin, der ähnlich wie etwa Chris Potter zu den supervirtuosen seines Instruments gehört und als Leader der letzten Band des Pop-Paradiesvogels David Bowie weit über die Jazzszene hinaus be- kannt wurde. Zu diesen Musikern, die mühelos zwischen Jazz und Pop ”Brain-Music” und Groove, wie er es nennt, gehört auch der schlagzeuger mark giuliana, ein Verehrer von Red Hot Chili Peppers, der ebenfalls mit David Bowie, aber eben 10 Jahre ist es nun her, als 2008 kein gerin- gerer als der schweizer Blueser philipp fankhauser die Bezau Beatz am Dorfplatz musikalisch erweckte. Mittlerweile haben so klingende Namen wie Peter Evans, Barry, Altschul, Jean Paul-Bourelly, Billy Martin, steven Bernstein, Wolfgang Muthspiel, steve swallow, Adam Nussbaum, Gwylim sim- cock, Bombino, tony scherr, trixie Whitley u. v. a Bezau besucht. In einschlägigen Feuilletons, Bezau würde sich zu einem neuen Zentrum für improvi- sierte Musik entwickeln, und das European Jazz Network hat uns letztes Jahr als eines der schöns- ten sommer-Festivals erwähnt. Zum Jubiläumsjahr hat sich das team um Alfred Vogel einiges einfallen lassen, ohne den gewohn- ten Pfad zu verlassen, zum Beispiel mit der Band hevy metal rabbit (Lucien Dubuis (bcl), Barry Guy (b), Alfred Vogel (dr). Diese Band sei so vitali- sierend, wie ein 100-Meter-sprint übers Karotten- feld. oder das schwedische Duo Wildbirds & seit der gründung des gamut Kollektivs vor zwei Jahren hat sich inzwischen ein umtrie- biger und eingespielter organismus gebil- det. einer, der sich selbst immer wieder hinterfragt, forscht, sucht und findet. mit dem Ziel, experimentierenden musikerin- nen ein nährboden zu sein, Verknüpfungen herzustellen, räume zu öffnen und neue hörerfahrungen zu ermöglichen. Die Carte Blanche wird dem jungen Luzerner saxo- phonisten elio amberg gegeben. Amberg – frisch nach Berlin gezogen – ist einer, der über eine un- glaublich starke und eigene musikalische sprache verfügt und mutig seinen eigenen Weg geht. Auch er ist ein suchender er wird den Festivalauftakt mit seinem neuen Quartett gestalten, welches am Fes- tival zum ersten Mal zu hören sein wird. An seiner seite spielen silvan Jeger am Bass, hans-peter pfammatter am Piano und gerry hemingway am schlagzeug. Auch aus Berlin wurde der mexi- kanische Vibraphonist und Komponist emilio gordoa eingeladen. Ihn kennt man unter anderem aus Kollaborationen mit tristan Honsinger, John Butcher, Axel Dörner und vielen anderen. Ein wei- teres solo-Highlight ist die Elektro-Bassistin und short-Notice-Künstlerin martina Berther aka frida stroom, die mit ihren sphärischen wie auch wuchtigen Klängen den Bogen F zum schwingen bringen wird. Zum ersten Mal sind Gäste aus Eng- land am Festival: Das Duo Xt mit seymour Wright am saxophon und paul abbott am schlag- zeug wird am Freitag im Bogen spielen. Wright und Abbott kennen sich seit vielen Jahren und gehören zu den grossen Innovatoren unserer Zeit. Ebenso aus London kommt der Pianist und synthesizer- Experte Dan nicholls. Für das Gamut Festival hat er sich mit dem schwedischen Bassisten petter eldh und dem Berliner schlagzeuger oliver steidle zusammengeschlossen. Diese Band wird am Festival zum ersten mal in dieser Konstellation öffentlich zusammenspielen – wir lassen uns über- raschen! Ein Programmpunkt bleibt noch offen: Das Gamut Kollektiv selbst hat für dieses Festival nicht Eigen- kompositionen erarbeitet, sondern den Leipziger Bassisten noah punkt eingeladen, eigens für das Kollektiv zu komponieren. Kurz vor dem Festival reist das Kollektiv für Proben nach Leipzig, um Auf- nahmen zu machen und anschliessend auf einer kleinen tour durch Deutschland zu spielen. Das Ergebnis dieser längeren Zusammenarbeit wird am Festival präsentiert. Peewee Windmüller infos unter www.gamutkollektiv.com freitag, 15. september Elio Amberg Carte Blanche Xt (seymour Wright & Paul Abbott, UK) Martina Berther solo samstag, 16. september Emilio Gordoa solo (MEX/Berlin) Gamut Kollektiv plays Punkt Nicholls/Eldh/steidle (UK/sE/DE) auch mit Brad Mehldau und Avishai Cohen spielt. Im Gegensatz zu Giuliana ist der 35-jährige trom- peter ambrose akinmusire nicht einer, der die New York szene im Flug erobert hat, er gehört eher zu jenen fleissigen Arbeitern, die schon fast ge- mächlich ihren Weg gegangen sind, die als si- deman mit vielen Musikern gearbeitet und sich in diversen szenen umgeschaut haben. Er ist weder ein engstirniger Gefolgsmann der Wynton-Marsa- lis-schule noch ein wilder Experimentator, der auf teufel komm raus den Jazz neu erfinden will. Wie immer bei den Jazz Nights des früher interna- tional bekannten Bassisten Walter schmocker spielen Bassisten eine gewichtige Rolle; dieses Jahr sind es der 75-jährige Buster Williams, ei- ner der ganz grossen Alten der New Yorker Post- bop-szene der 70er-Jahre, und der 66-jährige stanley clarke, der mit Chick Coreas ”Return to Forever” zu den Pionieren des Fusion-Jazz gehörte und (nicht ganz, aber fast zu Recht) als Miterfin- der der slaptechnik des E-Bassspiels zählt. Und schliesslich: Wer vor zwei Jahren bei der frechen, wilden Jazz-Pop-Hip-Hop-Funk-Band ”snarky Puppy” aus dem Häuschen geriet, dem 10 Jahre BeZaU BeatZ, 10.–12.8.2017 peacedrum, von dem man sich einen undefinier- baren Mix aus spirituellem Pop, erdigem Blues, packendend Beats und perkussiven Klängen ver- spricht. schöpferische Hochspannung verspricht das Duo Barry guy/maya homburger, welches beweist, dass Musik keine Beschränkungen kennt, vorausgesetzt, dass man bestimmte Genregren- zen respektiert: Der Gewinn liegt im klugen Kon- trast, nicht im nivellierenden Einerlei. Ein Höhe- punkt, wenn es denn solche gibt, ist die tochter von Nina, lisa simone. 2013 startete sie ihre solokarriere mit dem programmatischen Album ”All Is Well”. Und jetzt legt sie nach, und wie! ”My World” heisst das grossartige Werk dieser selbst- bewussten sängerin, die ihr Publikum mit einer Mischung aus Jazz, Gospel und soul und ihrer starken Bühnenpräsenz begeistert. shake stew ist die österreichische Jazzband der stunde. seit der Premiere am Jazzfestival saalfelden 2016 tourt die siebenköpfige Formation mit ihrer betö- renden Mischung aus hochenergetischen Grooves und entfesselten Improvisationen durch Europa und lässt überall begeistertes Publikum zurück: ”Ein musikalischer Geniestreich”. Und nun Musik für Freaks. mats gustafsson hat letztes Jahr mit seinem weltweit agierenden trio tHE tHING Hochexplosives geliefert und den letz- ten Zweifel gegenüber frei improvisierter Musik aus unserem Alpental gefegt. Mit FIRE! bietet er den Gegenpol zur Geschwindigkeit und Dichte von tHE tHING. Natürlich dürfen Fahrten mit dem le- gendären Wäldlerbähnle ebensowenig fehlen wie DJ sets zu später stunde oder Hüttenkonzerte. Peewee Windmüller Das gesamte programm ist unter www.bezaubeatz.at abrufbar. wird es dieses Jahr mit den ebenfalls in Brooklyn ”stationierten” huntertones ebenso ergehen. Wer eher auf ”jazzigen” Jazz steht, wird am idyl- lischsten Jazzfestival der schweiz aber ebenfalls auf die Rechnung kommen. Christian Rentsch Das ganze programm: www.jazz-nights.ch Donny McCaslin Lisa Simone Hans-Peter Pfammatter Foto: PEEWEE WINDMüLLER Foto: PD/ZVG Foto: PD/ZVG
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